Abendgedanken. Die Segel setzen. Auf einem alten Datenträger fand ich ein Bild von mir vor etwa 15 Jahren (unten in der Collage). Ich sehe glücklich aus.
Die Realität war, dass ich damals an starken Depressionen gelitten hatte, einen Selbstmordversuch überlebt hatte und ich ein ganzes Jahrzehnt brauchte um aus dem schwarzen Loch herauszuwachsen. Been there.
Eine gute Freundin, eine bis zum Anschlag hochintelligente bipolare Musikprofessorin fand damals, dass ich noch ganz gut dran war: „Joana, in deiner Depression kann Du dich mit deiner Psychologin wenigstens ‚herausreden‘, bei mir stimmt die ganze Hirnchemie nicht – und das wird sich in meinem Leben nicht mehr ändern.“ Sie war unglaublich unterhaltsam, wenn sie eine manische Phase hatte und Feenstaub verteilen konnte, auch wenn mir die permanente Hocheuphorie sanftmütig auf die Nerven ging. Lithium Days.
Damals kämpften wir gegen unsere inneren Dämonen, heute hat sich die Beziehung der inneren- zur äußeren Welt invertiert.
Ich fühle wieder die Sonnenstrahlen, die von anderen Menschen ausgehen und genieße es zu geben. Dafür ist die Welt in den letzten Jahren leider verdammt depressiv geworden. Jemand hat das Licht ausgeknipst. Unsere blaue Murmel mutiert zwischen globaler Müllhalde und Neutronenstern: kaum ist ein Zukunftsgedanke geboren und möchte wie ein knallgelber Luftballon happy emporsteigen, fällt er durch die hohe Gravitation wie Beton zu Boden.
Die alte Welt lässt nicht los. Der gnadenlos geringe Frauenanteil bei Startups verstört mich jedes Mal. Ohne Ausnahme. Es ist krank. Fällt es Leuten nicht auf, wenn auf den PowerPoint-Folien, ad nauseam, der gleiche Typus junger Männer reproduziert wird? Es scheint ein so selbstverständlicher ‘done deal’, dass kaum mehr darüber offen gesprochen wird. Von queeren Start-up GründerInnen ganz zu schweigen. Vielleicht schaffe ich es noch zeitnah als sui generis spektraler Mensch.
‘Joana to Enterprise, I am on my way.’ And so are others.
Sozialisationserfahrungen 2022 verlaufen im Großen und Ganzen diverser als in vergangenen Jahrzehnten. Dennoch fehlt es an Ermutigung und relevanten Selbstwirksamkeitserfahrungen für junge Frauen und queere Menschen, ebenso wie Coaching und Mentoring.
U-Turn: Hier ist ein Rezept gegen Weltschmerz, das hilft:
einfach ins Handeln kommen. Neulich sah ich ein Pressefoto von Greta Thunberg, auf dem sie ansatzweise lächelte. Spektakulär. Sie hatte im ‚Guardian‘ einen vorzüglichen Artikel zu Greenwashing publiziert. Sie erklärte ihre bessere Laune mit ihrer Rollenübernahme als Aktivistin. Ich kann das nachempfinden.
Mein Startup bereitet mir unendlich viel Freude. Find your Inner Greta.
Wo waren wir? Zukünfte? Zukünfte kann man teilen. Sobald du einen Zukunfts-Lichtstrang findest, vermeide Momos graue Herren von der Zeit-Sparkasse. Und steige mit deiner Zukunft vor dem Welthorizont auf wie der wunderbarste Luftballon – oder wie ein junger Stern.
